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Geschüttelt oder gerührt? Das ist nicht die einzige Frage, die einem Barkeeper gestellt wird. Hinter diesem interessanten Berufsbild verbirgt sich viel mehr, als ein paar Cocktails zusammenzumixen.
Fingerspitzengefühl, ein gepflegtes Äußeres, Menschenkenntnis und das Gespür für den richtigen Augenblick machen den Mann oder die Frau hinter dem Tresen zu einem wertvollen Ansprechpartner für viele Gelegenheiten.
Die köstlichen Mixgetränke sind dabei fast nebensächlich und dennoch enorm wichtig für die Berechtigung, sich Barkeeper Bartender oder Barmaid nennen zu dürfen.
Was ist ein Barkeeper und woher kommt diese Bezeichnung?
Als Barkeeper werden allgemein die Personen bezeichnet, die in einer Bar hinter dem Tresen die Getränke ausschenken, Longdrinks servieren und Cocktails mixen.
Die Bezeichnung stammt aus dem Englischen, ist geschlechtsneutral und wird für Herren und Damen genutzt. Wer dennoch gendern möchte: Barkeeperin wäre in Ordnung. Eigentlich lautet die weibliche Berufsbezeichnung Barmaid.
Die deutsche Übersetzung Barfrau ist hierzulande allerdings unüblich und wird von den weiblichen Profis nicht gern gehört, weil der Begriff im allgemeinen Sprachverständnis gern mit Animierdame gleichgesetzt wird.
Den Beruf des Barkeepers kann man als eine Mischung aus Restaurantfachkraft, Sommelier oder Koch/Köchin betrachten. Diese Tätigkeit vereint das Wissen eines Kellners mit dem handwerklichen Geschick eines Kochs und dem feinen Geschmack eines Weinkenners.
Doch der Hauptgrund, warum einige Barmänner oder Barfrauen beliebter als andere sind, liegt in ihrer Persönlichkeit und ihrem Geschick, dem Gast zu Diensten zu sein.
Das Wissen über Lebensmittel (Spirituosen, Weine, Säfte, Sirups, Früchte), das Mixen von Getränken sowie das Beherrschen verschiedener Rezepte und ein selbstbewusstes Auftreten kann man lernen. Ein gewisses Maß an Individualismus und Exzentrik ist entweder vorhanden – oder eben nicht.
Welche Aufgaben hat ein Barkeeper?
Was muss ein Barkeeper können und was sind die wichtigsten Aufgaben? Stehen Barmaid oder Barman ausschließlich hinter dem Tresen oder bedienen sie auch die Gäste am Tisch? Wieso gibt es so viele unterschiedliche Bezeichnungen für diese Tätigkeiten in der Gastronomie und kann man in jedem Alter als Bartender arbeiten? Wie sind die Arbeitszeiten? Was verdient ein Barkeeper? Ist Barfrau oder Barmann die richtige Tätigkeit für mich oder bin ich zu schüchtern?
Viele Fragen, viele Antworten – wir beleuchten alle Hintergründe zu diesem Thema.
Das Wichtigste zuerst: Schüchtern sollte ein Barkeeper nicht sein. Es ist wenig hilfreich mit zitternden Fingern einen Drink zu mixen und die Hälfte daneben zu schütten.
In Schockstarre zu verfallen, weil ein Gast eine Frage stellt, ist weder vor noch hinter dem Tresen angenehm. Smaltalk mit der Arbeit an der Bar zu verbinden und gleichzeitig jedem Gast das Gefühl zu geben, er wäre in diesem Moment der wichtigste Mensch im Raum, ist eine wertvolle Eigenschaft. Diese Fähigkeit macht eine Servicekraft zu einem guten Barkeeper.
Das Lebensalter ist dabei unerheblich, es gibt sehr junge und sehr alte Profis hinterm Tresen. Das theoretische Mindestalter für die Tätigkeit hinter einer Bar beträgt in Deutschland 18 Jahre, in anderen Ländern 21 Jahre. Nach oben ist die Grenze offen.
Ein gewisses Maß an Lebenserfahrung ist jedoch Voraussetzung, deshalb werden gerade erst volljährig gewordene junge Menschen nur äußerst selten als Barmann oder Barfrau eingestellt.
In den meisten gehobenen Bars (egal ob Restaurant, Café oder Hotel) ähneln sich die Preise für Cocktails und Mixgetränke.
Exzellenter Service sind neben diversen Auszeichnungen ein Aushängeschild für jede gute Bar und nicht unerheblich für die Höhe des Trinkgeldes. Zu dem Verdienst eines Barkeepers kommen wir aber noch.
Die Standfestigkeit eines Barkeepers bezieht sich übrigens auf die körperliche Fitness und nicht darauf, wie viel Alkohol er verträgt. Die meisten Tätigkeiten werden im Stehen ausgeübt.
Diese grundsätzlichen Aufgaben warten hinterm Tresen:
- Kontrolle der Bar-Utensilien und Zutaten (Bar-Set, Garnierung, Eis)
- Lagerbestände kontrollieren und auffüllen
- Kontrolle und Einhaltung der Hygienevorschriften
- Bar-Klassiker und einfache Cocktails ohne Rezept mixen
- Beherrschen von Mixbecher und Bar-Set
- Kenntnisse der internationalen Richtlinien und Trinkgewohnheiten
- Kreativität bei der Umsetzung ausgefallener Kundenwünsche
- eigene Rezepturen entwickeln und anbieten
- Beratung der Gäste bei der Getränkeauswahl
- verschiedene Heißgetränke (Tee, Kaffee) zubereiten und servieren
- Gläser, Geschirr und Barbestecke nach Benutzung reinigen
- kassieren (diverse Zahlungsmittel, bar oder mit Kreditkarte)
- Kassenabrechnung nach Dienstschluss
Barkeeper sind Kellner, Seelsorger und Künstler in einem
Das Jobprofil eines Barkeepers beinhaltet außerdem die „Unterhaltung“ der Gäste. Diese sollen sich wohlfühlen und gern wiederkommen.
Der Mann oder die Frau hinter der Bar-Theke beherrscht die Kunst des Smalltalks und verfügt über ein gutes Allgemeinwissen. Kenntnisse zum aktuellen Weltgeschehen sind ebenfalls von Vorteil, um ein stockendes Gespräch wieder in Gang zu bringen.
Zu vorgerückter Stunde betätigen sich Barkeeper nicht selten als Problemlöser und Ratgeber in Lebensfragen. Kunststücke und akrobatische Einlagen mit Flaschen Gläsern und Shakern sind zwar gern gesehen, aber kein Muss. Wichtiger sind Qualität, Geschmack und Optik des Cocktails.
Professionelle Bartender messen ihr Können im Freestyle-Showmixen bei internationalen Wettbewerben. Künstlerische Showeinlagen stehen bei solchen Events hoch im Kurs, sie sind sogar Hauptbestandteil der Bewertung.
Für die Wettbewerbe gelten interne, von der International Bartenders Association festgelegte Regeln. Die Deutsche Barkeeper-Union veranstaltet seit einigen Jahren eigene international anerkannte Wettbewerbe im Show-Bereich.
Welche Ausbildung braucht ein Barkeeper?
Barkeeper ist kein anerkannter Ausbildungsberuf. Die verschiedenen Bezeichnungen (Bartender, Barmann, Barmaid) sind als Berufsbezeichnungen nicht geschützt, sondern erläutern lediglich die ausgeübte Tätigkeit im Barbereich.
Deinen Wunschberuf bzw. die Ausbildung als Barkeeper erreichst du also nur über Umwege oder über den klassischen Anfangsweg: learning-by-doing.
Wer Erfolg haben will und hohe Ansprüche an sich selbst stellt, lässt sich schulen. Spirituosenhersteller wie Django und Privatschulen wie die Barschule in Rostock haben Fortbildungsprogramme für Barkeeper im Angebot.
Natürlich kannst du die Grundlagen für den Job in Nachtbars, in Nachtcafés oder in Szene-Clubs als Aushilfskraft erlernen. Somit weißt du schnell, ob dir diese Tätigkeit gefällt und ob der Beruf des Barkeepers auf Dauer zu deinem Lebensplan passt.
Die Bestrebungen der Dachverbände, Barkeeper bzw. Bartender als Ausbildungsberuf zu etablieren, sind bislang gescheitert.
Es gibt verschiedene Fortbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Restaurantfachleute, die an der Bar arbeiten möchten. Normalerweise übernimmt der Arbeitgeber die Schulungskosten, wenn er das Talent eines Schützlings erkennt. Nach der Ausbildung als Restaurant- oder Hotelfachkraft und einem Praxisjahr an der Bar können Interessenten eine private Barschule besuchen und die hierfür vorgeschriebene Prüfung an der IHK ablegen.
Ohne vorherige Ausbildung wird die Prüfung zum „geprüfter Barmixer IHK“ nur abgenommen, wenn der Prüfling eine mehrjährige Tätigkeit als Barkeeper nachweisen kann.
Die höchste Stufe ist der „geprüfte Barmeister IHK“. Dieses Zertifikat bescheinigt dem Barkeeper kaufmännisches Wissen sowie die Fähigkeit, einen Barbetrieb selbstständig zu führen – als sogenannter „Chef de Bar“. Mit dieser Befähigung stehen dir alle Türen offen. Auch der Eröffnung einer eigenen Bar steht nichts mehr im Wege. Die meisten ausgebildeten Barkeeper wählen jedoch die Absicherung durch ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis .
Auf dem Lehrplan der Privatschulen stehen folgende Inhalte:
- Rechnungswesen
- Wirtschafts- und Rechtskunde
- Betriebswirtschaft und Verkauf
- Entstehung, Geschichte und Entwicklung der Barkultur
- Professionelles Handwerkzeug und Ausrüstung
- Klassische und moderne Getränkegruppen
- Free Style Mixing
- Internationale Waren- und Getränkekunde
- Beratung, Verkauf und Betreuung von besonderen Gästekreisen
- Reklamationsverhalten
- Sicherheit, Gesundheitsschutz, Umweltschutz, HACCP und USPH
- Fachpraxis, Einsatz vor Ort
- Herstellungsarten und moderne Arbeitstechnologie
- Internationale Waren- und Getränkekunde
- Grundkenntnisse der Destillation
- Entwicklung von Rezepturen
- Getränke-Karte: Aufbau, Einteilung, Grundregeln des Gesetzgebers
- Fachenglisch, Fachfranzösisch
Voraussetzung für eine Weiterbildung / Prüfung als Barkeeper IHK:
- abgeschlossene Berufsausbildung im Gastronomie-Bereich
- mindestens einjährige Praxistätigkeit im Service, am Tresen oder im Catering
- Quereinsteiger ohne Ausbildung müssen drei Jahre Erfahrung an der Bar vorweisen
- Fachwissen in Getränkekunde, Lebensmittelkunde und Lagerhaltung
- bewusster Umgang mit Alkohol, ein Barkeeper trinkt nicht
- Selbstbewusstsein, Geschicklichkeit, Talent, Empathie
- körperliche Belastbarkeit, gepflegtes Erscheinungsbild
- Mindestalter 21 Jahre
Traumberuf Barkeeper oder Albtraum Arbeitszeit?
Die Arbeitsbereiche eines Barkeepers
Barkeeper und Barkeeperinnen sind in der Hotellerie und in der Event-Gastronomie, auf Kreuzfahrtschiffen sowie in Szenekneipen, Clubs und Diskotheken tätig.
Das Renommeé einer gastronomischen Einrichtung steht und fällt mit der Frau oder dem Mann hinterm Tresen. Auch so manche Show-Karriere begann in einer Bar. Multimillionär David Beckham hat zum Beispiel in seiner Studentenzeit als Barmixer gearbeitet.
Für ausgebildete Barkeeper sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet. Allerdings ist die Work Life Balance nicht besonders ausgewogen.
Der Dienst an der Bar beginnt, wenn andere Leute Feierabend haben. Tresenkräfte beginnen vorwiegend am Abend mit der Arbeit und sind bis in die frühen Morgenstunden auf den Beinen. Um diese Zeit liegen die meisten Werktätigen bereits im Bett und schlafen.
Ausnahmen gibt es nur in Ferien-Ressorts und auf Kreuzfahrtschiffen, wo rund um die Uhr Cocktails gemixt werden. Diesen Lebensstil muss man wollen und mögen.
Barkeeper arbeiten überwiegend im Angestelltenverhältnis. Es sei denn, sie machen sich selbstständig und eröffnen eine eigene Bar. In der gehobenen Gastronomie und Hotellerie sowie auf Kreuzfahrtschiffen und in Ferienanlagen sind in der Regel nur gut ausgebildete und praxiserprobte Restaurant- oder Hotelfachkräfte tätig.
Außerhalb der großen Ketten haben talentierte Quereinsteiger dennoch gute Chancen, in diesem Berufsfeld Fuß zu fassen. In vielen Kneipen, Studenten-Bars und Discos erledigen Pauschal- und Teilzeitkräfte als vorübergehende „Thekengehilfen“ die Arbeit hinterm Tresen und sammeln erste Erfahrungen im Service. Einige bleiben, weil ihnen die Arbeit Freude macht. Aus so manchem studentischen Aushilfsjobber wurde ein international anerkannter Barkeeper.
Stressfaktor Arbeitszeit und Alkohol
Wie bei jedem Job liegen Zufriedenheitsfaktor und Spaßfaktor in deiner Verantwortung und müssen mit den Ansprüchen an dein Leben harmonieren. Jede Nacht Party und viele neue Menschen kennenlernen, macht Spaß. Die Hektik und der Stress, vor allem an den Wochenenden, kann jedoch mental und körperlich an die Substanz gehen.
Nicht selten leidet das Familienleben darunter. Der Umgang mit Alkohol birgt zusätzliche Gefahren, denn so mancher Gast besteht zu vorgerückter Stunde darauf, dass man mit ihm anstößt.
Im Sinne der eigenen Sicherheit und Gesundheit ist Schummeln erlaubt. Jeder Barkeeper entwickelt individuelle Tricks, um wenig bis gar keinen Alkohol zu trinken. Sprudelwasser mit einem Spitzer Apfelsaft ersetzt zum Beispiel das Glas Champagner, Schwarztee den Whisky und ein Cocktail schmeckt auch ohne Alkohol prima.
Ein Arbeitstag als Barkeeper dauert oft bis zu zehn Stunden. Der hilfreiche Geist hinter der Theke denkt erst an die Abrechnung, wenn der letzte Gast zufrieden gegangen ist.
Elegant hinterm Tresen – Barkeeper-Outfit
Eine Uniform für Barkeeper gibt es nicht. Neben der Eleganz ist die Bewegungsfreiheit wichtig. Männliche Barkeeper in der gehobenen Gastronomie tragen gern Hemd und Weste sowie Krawatte oder Fliege.
In Szenelokalen geht es etwas legerer zu, hier sind auch Jeans zum klassischen Hemd erlaubt. Die bevorzugten Farben sind schwarz, weiß und grau.
Wer neben dem Barbetrieb die Gäste am Tisch bedient, trägt oft eine farbige Schürze mit dem Logo seines Arbeitgebers, in der Geldbörse und Notizzettel Platz finden. Barkeeperinnen orientieren sich an den Kleidungsvorlieben ihrer männlichen Kollegen und tragen gern Bluse, Weste und Fliege oder Schleife.
Wie viel Geld verdient ein Barkeeper?
Quereinsteiger und Anfänger verdienen den üblichen Lohn im Gastgewerbe, der regional und je nach Art des Geschäfts unterschiedlich sein kann. Jedoch darf diese Bezahlung niemals den gesetzlichen Mindestlohn unterschreiten.
In einer Hotelbar oder auf einem Kreuzfahrtschiff erhält ein Barkeeper ein deutliches höheres Gehalt als in einer Szene-Bar. Das hat einen guten Grund: Denn wenn Getränke und Cocktails im Hotel- oder Reisepreis inbegriffen sind, bekommt der Barmann oder die Barfrau auch kein Trinkgeld.
Erstklassige Vollzeit-Barkeeper in Szene-Lokalen, die gut mit Menschen umgehen können und bei den Gästen beliebt sind, verdoppeln nicht selten mit dem Trinkgeld ihr Einkommen. Dieser „geschenkte“ Zusatzverdienst ist nicht mess- und planbar, muss aber dennoch in einer nachvollziehbaren Höhe dem Finanzamt gemeldet werden.
Das durchschnittliche Grundgehalt für einen Vollzeit-Bartender beginnt bei 1.300 Euro brutto und kann je nach Einsatzort und Dienstzeit auf bis zu 3.000 Euro brutto steigen. Das Finanzamt rechnet zusätzlich mit etwa zehn Prozent Trinkgeld, das jedoch um einiges höher ausfallen kann.
Im Krankheitsfall musst du ohne dieses Zusatzeinkommen auskommen. Als ausgebildeter Barkeeper hast du weitere Karrieremöglichkeiten. Neben der Weiterbildung zum Barmeister kannst du auch zum Restaurantmeister oder Hotelmeister aufsteigen und Weiterbildungen zum Betriebswirt absolvieren – beste Grundlagen um ein Restaurant mit Bar selbstverantwortlich zu führen. Wer gern in der ganzen Welt arbeiten möchte, hat gute Karten, denn Barkeeper ist ein internationales Jobprofil.
Folgende Skills gehören in die Bewerbungsunterlagen als Barkeeper:
- Erfahrung, Einsatzorte, Referenzen
- abgeschlossene Ausbildung in der Gastronomie
- abgeschlossene Weiterbildung als Barkeeper
- mathematisches Geschick
- Getränkekunde
- eigene Rezepte
- sprachliches Talent
- positive Ausstrahlung
Good to know
Zeitschriften wie „Drinks“ und „Mixology“ richten sich direkt an deutschsprachige Barkeeper. Letztgenannte Zeitschrift ist DAS Magazin für Barkultur. Barkeeper haben einen eigenen Schutzpatron und mit dem 20. August einen eigenen Ehrentag.
Der heilige Bernhard von Clairvoaux hält seine schützenden Hände über die Getränke-Künstler an jeder Bar.